Dies ist keine Out-Of-Office-Reply. Die kann es nicht geben, denn ich habe gar kein richtiges Office. Man müsste sie wohl eher “Out of Starbucks” oder “Out of Cloud”-Reply nennen. Weil kreative digitale Bohème und so.
Fakt aber ist: Ich bin gerade nicht da. Damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht: Es ist keineswegs so, dass ich irgendwo in Italien am Strand liege und wochenlang nicht in meine Mails schaue. So etwas würde ich nie tun!
Nicht nicht am Strand liegen, sondern nicht nicht in meine Mails schauen. Ich meine, please! Einfach den ganzen Kladderadatsch wochenlang liegen lassen? Mitten in der Wirtschaftskrise? Unvorstellbar.
Unter uns, ich persönlich verstehe diese Typen nicht. Wer sich heute noch vollständig absentiert, dem fehlt wirklich jeder sense of urgency. Wir haben schließlich 2014. Und iPhones.
Also, wo waren wir? Ach ja, bei der Frage, warum Sie so eine automatisierte Mail von mir bekommen. Obwohl ich ja gar nicht so einer bin.
Berechtigte Frage!
Die Antwort lautet: Aliens. Aliens (sie sind jägergrün und kommen von Beteigeuze-Ost) haben mich gekidnappt. An Bord ihres intergalaktischen Sternenzerstörers gibt es zwar Wifi. Aber eben auch Überlichttriebwerke. Und letztere sind das Problem.
Weil wir sehr schnell fliegen, gelten gewisse Regeln der euklidischen Raumzeit nicht mehr. Es kommt zu Zeitdilatationen und Dopplereffekten, das volle Programm. Genauer muss ich das wohl nicht erklären, Sie haben Ihren Einstein sicher gelesen.
Deshalb wollte ich Sie mit dieser Bestätigungsmail lediglich kurz vorwarnen, dass ich Ihre Nachricht zwar asapissimo beantworten werde, also praktisch bereits auf “Senden” geklickt habe, die Reply aber erst nach einigen Wochen bei Ihnen eintrudeln wird.
Falls Ihnen das Unannehmlichkeiten verursacht – sorry, ich habe mir diese blöde Relativitätstheorie nicht ausgedacht. Zürnen Sie nicht mir, zürnen Sie Einstein. Und den Typen von Beteigeuze-Ost.
P.S. Die Aliens haben übrigens versprochen, mich demnächst wieder in München abzusetzen. Aber vorher muss ich mit ihnen nach Italien. Die haben noch nie einen Strand gesehen.
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Tom Hillenbrand (41) lebt in München, und arbeitet hauptberuflich als Autor. Er sitzt bei Überlichtflügen immer entgegen der Fahrtrichtung, sonst wird ihm schlecht. Sein aktuelles Buch “Drohnenland” ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.